Wie kommt es zu einer KCS?
Die Ursache ist meist im Immunsystem des Auges zu suchen. Der Körper bildet, sei es durch äußere Faktoren, die ihm Anlass dazu geben, sei es aus sich selbst heraus, sogenannte Antikörper. Diese blockieren die Funktion der Tränendrüsenzellen. Mit der Zeit können dann die Tränendrüsen ganz zugrunde gehen, sodass sie nicht mehr aktivierbar sind.
Es gibt Hunderassen, die eine hohe - vermutlich erbliche - Neigung besitzen eine KCS zu entwickeln (Westhighland White Terrier). Die Krankheit ist dabei unabhängig vom Alter.
Eine weitere Ursache ist ein Nervenausfall im Gesichtsbereich, so dass die Tränendrüsen keinen Impuls mehr bekommen. Dies kann durch Verletzungen aber auch andere Schädigungen der Nerven entstehen (z.B. Mittel-/Innenohrentzündung).
Was sind die Folgen einer KCS?
Die Austrocknung der Hornhaut führt zu einem Funktionsverlust. Sie entzündet sich. Die oberflächliche Schutzschicht geht kaputt und die Hornhaut trübt sich ein. Der Hund hat Schmerzen am Auge und kneift es zum Schutz zu. Das Absterben von Hornhautgewebe geht aber voran und es entstehen Löcher (Ulcus) in der Hornhaut. Diese können, je nach Tiefe, das Auge als Ganzes gefährden.
Bei länger andauernder Erkrankung lagert der Körper Pigment (schwarzen Farbstoff) in die Hornhaut ein, so dass sie undurchsichtig wird. Der Hund erblindet dann.
Wie wird die KCS behandelt?
Medikamentös versucht man das fehlgeleitete Immunsystem am Auge so zu beeinflussen, dass die Drüsen ihre Funktion z.T. wiederaufnehmen. Parallel hierzu ist oftmals die Gabe von schleim- und eiterverflüssigenden Medikamenten erforderlich, da das Auge häufig stark durch Sekret verklebt ist. Die Gabe von künstlicher Tränenflüssigkeit bedeutet zwar einen richtigen Ansatz bei der Behandlung der KCS, allerdings müsste sie so oft in das Auge gegeben werden, wie ein Lidschlag stattfindet. Das ist in aller Regel nicht möglich. Unterstützend kann es aber sinnvoll sein zu den genannten Medikamenten auch künstliche Tränen zu geben.
Was ist, wenn die Medikamente nicht reichen?
Es kommt vor, dass erst 3 Monate nach Behandlungsbeginn die Medikamente eine befriedigende Wirkung zeigen. Solange sollte man warten, bevor eine Operation in Erwägung gezogen wird. Im Einzelfall kann dies aber anders entschieden werden. Der Hund hat 6 Speicheldrüsen. Bei der Operation wird der Speicheldrüsengang der Ohrspeicheldrüse so verlegt, dass er im Bindehautsack des betroffenen Auges mündet. Das Auge wird dann mit Speichel befeuchtet, was zwar keinen vollwertigen Ersatz von Tränenflüssigkeit darstellt, aber eine deutliche Verbesserung der Vitalität der Hornhaut mit sich bringt.
Der Hund wird ambulant operiert, d.h. er wird morgens gebracht und kann nachmittags wieder nach Hause entlassen werden. Auf der betroffenen Seite wird das Fell rasiert, und zum Schutz der Wunde an der seitlichen Wange muss er einen Plastikkragen für 10 Tage tragen. Danach werden dann die Fäden gezogen.
Die Operation ist zwar nicht einfach, bei geübter Technik und komplikationsfreien Verlauf ist aber eine sehr gute Erfolgsrate gegeben. Die nachher teilweise „ zu feuchten“ Augen, normalisieren sich i.d.R. nach Monaten. Auch die Auskristallisation von Speichelbestandteilen im Auge – sollte sie auftreten – lässt sich medikamentös behandeln. In den Fällen, wo eine medikamentöse Therapie nicht anschlägt ist die Operation der einzige Weg das Auge und oftmals damit die Sehfähigkeit des Hundes zu erhalten.
© Dr. Jens Linek, FTA Chirurgie, Zusatzbez. Augenheilkunde, AniCura Tierärztliche Spezialisten Hamburg, Oktober 2016